Ein Törn an die Knock

Jahrhunderte im Gezeitenstrom

Jeder Fahrensmann, der ein – oder auslaufend die Emsmündung passieren muss, kennt die unscheinbar wirkende Landecke, westlich von Emden – die Knock!


Sichtbar ist die Knock durch den hohen Radarturm Knock der Verkehrszentrale Ems. Über  Seefunkkanäle  ist diese Einrichtung mit allen Schiffen im Revier erreichbar und verbunden. Die Radarschirme machen jede Schiffsbewegung sichtbar. Hier wird beraten, mitgeteilt, kontrolliert und in der Not geholfen – Landesgrenzen gibt es bei dieser Aufgabe nicht!“ Was weniger bekannt ist, dass es eine interessante Historie für den am südwestlichen Teil der Krummhörn liegende Knock gibt! Erstmalig 1286 erwähnt als „Knocka“ südlich des heutigen

Standortes und lag bis 1600 auf einem höher gelegenen Emswall!  Durch Sturmfluten zur Ausdeichung gezwungen und in der Ems versunken wurden ihre Grenzen mehrfach verlegt.


Die Bedeutung des Namen liegt eigentlich im Nebel der Geschichte (Knokke für Knochen oder Knok, für Flacksbündel). In Zusammenhang mit dem kleinen Ort Oterdum, auf der anderen Seite der Ems, gab es schon früh eine Fährverbindung. Oterdum allerdings verschwand nicht in den Fluten der Ems sondern erlag den großen wirtschaftlichen Plänen der Hafenstadt Delfzijl große Industrieanlagen anzusiedeln. Der kleine Ort verschwand (70er Jahre letztes Jh.) von der Landkarte und ist bis heute eine unbebaute Wüstenei!

Einige Überreste des alten Friedhof Oterdum stehen als Mahnmal neben der Deichstraße nach Delfzijl, mit Blick auf die Knock und der Hafeneinfahrt von See kommend.



Seit 1467 wird eine Fähre erwähnt und galt als Bindeglied des alten Radbodsweg von Aurich kommenend, die über die Ems bis nach Groningen führte. Auch der Transport für landwirschaftliche Produkte war für diese Fähre von Bedeutung. Ein kleines Wirtshaus (Schenke) befand sich ebenfalls am dem kleinen Sielhafen, denn 1464 gab es Verhandlungen zwischen dem Haus Cirksena, Ulrich I und einem Abgesandten der Hanse, mit dem Ergebnis das die Warf Knock nebst Schenke 1498 an das Kloster in Termunten verkauft wurde.

Diese kleine Schenke muss demnach eine Bedeutung in der Herrschaftszeit der Hamburger in Ostfriesland gehabt haben oder Ulrich I war knapp bei Kasse!

Der Verkehr durch die Fährverbindung selbst, hielt sich bis 1740 und wurde dann eingestellt.

Durch den Aufschwung des Hafen Emden gab es um 1545 am Knocksterhorn eine Reede (Ankerplatz) für 11 Kauffahrteischiffe, die auf günstige Bedingungen wartend um den Emder Hafen anzulaufen. Auch über das Knockster Sieltief und dem Larrelter Tief, konnten in jener Zeit kleinere Frachtschiffe ihren Zielhafen erreichen.

Der Ort Bettewehr, ein Sielort auf einer Warf gelegen wurde, wie der gesamte Landstrich, 1590 ausgedeicht, weil Sturmfluten durch große Schäden einwirkten.

1605 nordöstlich neu aufgebaut, wiederholte sich das Schicksal der dort lebenden Menschen an der Knock und wurde 1717 von der Weihnachtsflut endgültig zerstört und 1720 nach der Silvesterflut aufgegeben.


Aus der ostfriesischen Geschichte Bd.v. 1714 bis 1734 T.D.Wiarda ist folgendes überliefert:

Das Dorf Bettewehr wurde man sagt auch dies wäre unnöchig gewesen außer dem Deich gefetzet und de Wellen Preis gegeben. Die Kirche welche 1605 aus der geschleiften Kirche des alten ausgedeichten Bettewehr erbauet war kam nun mitten in dem neuen Deich zu stehen. Harkeroth hielt am 27. Sept. die letzte Predigt in der Kirche. Er fing seine Einleitung aus Hiob 7 vl an „hat nicht der Mensch Streit auf Erden? und sind seine Tage nicht wie die Tage eines Tagelöhners?“ und nahm dabei Gelegenheit scharf auf die Deichcommissarien loszuziehen.

Ein Beweis dafür, dass wie beim Untergang des Dollart, es Streitigkeiten der damaligen Deich – und Siel Verantwortlichen, den Untergang von Mensch und Land verursachte.

Die exponierte Lage der Knock am Schifffahrtsweg zur Seehafenstadt wurde 1859 durch die damalige Seezeichenverwaltung ein 6 Meter hohes Holzgestell mit einer Rüböllampe, dessen Licht einen Fresnelschen Linsenapparat leuchten ließ und so als Seezeichen diente. 1888 wurde dieser Leuchturm durch einen Nachfolger aus Stahl ersetzt und mit Petroleum befeuert, bevor 1924 der Gasbetrieb installiert wurde.

Erst 1952 wurde dieser Turm durch Stromanbindung der Zeit angepasst und 1961 weiter nach Westen versetzt und neu errichtet! Zwischen 1970-1972 entstand durch das WSA Emden der Radarturm Knock und im Anschluss die Verkehrszentrale Ems.

Auch die Entwässerung durch das Schöpfwerk der Knock wurde modernisiert und gilt heute als Garant für die Sicherheit der Menschen hinter dem Deich.

Damit in Zukunft alles seine Ordnung behält, halten der Kurfürst Friedrich von Brandenburg sowie der Preußenkönig Friedrich dem Großen mit herrschaftlicher Disziplin die Wacht an der Knock.

So nahm und nimmt dieser kleine Landstrich, im auf und ab der Gezeiten bis in die moderne Welt hinein, seine wichtigen Aufgaben für Mensch und Schiff.

Mögen die Lichter der Knock dem Schiffsverkehr im Revier, stets sicher den Kurs weisen und die freundlichen Stimmen der Nautiker im weit sichtbaren Funkturm, den Anrufern mit ihrem Klassiker „Ems Traffic hört - guten Tag – was können wir für sie tun “ - weiterhin der Sache dienlich bleiben! Klaus Tietjen