Sailing girls 2022

Eine Woche Segeltörn

auf dem Besanewer Friedrich.

Acht Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren, die vorher noch nie auf einem Schiff waren.

Die Mädchen aus Gelsenkirchen sind alle aus sozial schwachen Familien, die

Hälfte mit Migrationshintergrund. Alle acht Mädchen besuchen eine Förderschule

Geistige Entwicklung. Bilder: Törn Dünwald


Zusammen mit ihren beiden Lehrerinnen fuhren sie in den

Norden und machten auf dem Schiff ganz neue Erfahrungen. Skipper Otto und Bootsmann Axel zeigten den jungen Mädchen, was sie wissen mussten. Segel ein- und auspacken, an Tampen ziehen, Segel setzen, Piek und Klau passend zueinander hochziehen, Tampen belegen und ordentlich aufschießen, Ruder gehen, Fender ausbringen etc. In kurzer Zeit konnten die Mädchen eifrig und aktiv mitarbeiten. Axel und Otto schafften es, alle Mädchen individuell so zu nehmen, dass jede mit ihren Kenntnissen mithelfen konnte. Während die eine es hinbekam, selbstständig nach Kompass zu steuern, konnten die anderen mit Hilfe des „Steuerberaters“ Otto am Rad drehen. Einige packten Segel im Klüvernetz aus, andere sammelten die freien Zeiser ein. Gemeinsam legten sie die langen Tampen zu großen Kreisen. Das eine Mädchen übernahm die Führung, andere Mädchen hielten stützend eine Seite des Kreises fest. Für jedes Mädchen fanden Axel und Otto passende und sinnvolle Aufgaben. Die Jugendlichen stellten fest, dass jede alleine nicht viel erreichen konnte. Zusammen aber schafften sie es, das Schiff zu segeln. Die Mädchen erfuhren und erlebten auch, dass sie starke Mädchen sind und keine Jungen brauchen, um Leistungen zu erreichen. Immer wieder mussten die Mädchen ihre Angst überwinden, z.B., wenn sie den Niedergang heruntergingen.

Sie wurden so mutig, dass es später auf Juist trotz Niedrigwasser kein Problem war, die Leiter an der Pier und dann noch die schräge Gangway herunter zu gehen. Selbstbewusst und stolz kletterten die Mädchen auf die Friedrich. In der Woche erlebten die Schülerinnen ganz neue Sachen. Viele von ihnen waren vorher noch nie in Holland gewesen, einige noch nie am Meer. Den Strand auf Juist zu erleben, mit den Füßen ins Wasser zu gehen, am Strand Muscheln und Quallen sammeln war es ganz Neues. Und dass das Wasser beim Trockenfallen lassen dann plötzlich ganz weg war, hatte Axel natürlich vorher erklärt. Aber vorstellen konnte sich das keine. Da war es wie Zauberei, als alle nach dem Essen an Deck hochkamen und nur noch Watt zu sehen war. Da gab es kein Halten mehr, alle gingen barfuß ins Watt. Ganz nebenbei lernten die Mädchen auch z.B. wieso es Ebbe und Flut gibt, wie eine Schleuse funktioniert oder wie hoch die Sturmflut in Greetsiel war.  Nur, ob die Geschichte vom Wattwanderer, der nachts die Schiffe aufsucht und laut anklopft, wahr ist, da waren sich die Mädchen nicht einig. Die Woche auf der Friedrich war für die Mädchen ein tolles Erlebnis. Stolz nennen sie sich nun die „sailing girls“ und tragen dazu passende T-Shirts. 



Einige Zitate der Mädchen: Laura K.: „Wenn ich nächstes Jahr wiederkomme, steige ich in Emden aus dem Zug und falle direkt in Axel und Ottos Arme!“; Sanja: „Nach der Fahrt habe ich mich ganz leer gefühlt und hatte eine Traurigkeit in mir.“; Ravza Nur: „Es war so toll, nur mit Mädchen zu segeln und ohne Jungen!“; Laura S.: „Eigentlich wollte ich erst nicht mit, weil ich in der Zeit Geburtstag hatte. Aber dann wurde es der schönste Geburtstag in meinem Leben. Ich habe ganz viele Geschenk bekommen, sogar von Axel und Otto.“; Samira: „Ich durfte

als erste mit Axel ins Netz vorne klettern. Da war ich so stolz. Man konnte das Wasser unten sehen. Ich habe sogar einen Seehund gesehen!“;

Celina: „Ich habe ganz oft am Ruder gestanden. Da habe ich das ganze Schiff gesteuert. Otto hat gesagt, ich habe das gut gemacht.“; Lisann: „Ich finde Asterix und Obelix ganz toll. Deshalb heißen Axel und Otto jetzt Axelix und Ottolix, denn die beiden finde ich auch ganz toll.“

Herzlichen Dank an Axel und Otto, die den Mädchen so einen tollen

Segeltörn gestaltet haben. Ein ganz großes Dankeschön auch an die

S.T.A.G., die mit ihrer Jugend-Sonderförderung dieses Erlebnis erst

möglich gemacht hat.